"Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen, und muss Ihnen gestehen, dass ich mich sehr darauf freue, dort einst (in 3 Jahren) zu hausen; mehrere Gastzimmer, von wo man eine herrliche Aussicht genießt auf den hehren Säuling, die Gebirge Tirols und weithin in die Ebene, sollen wohnlich und anheimelnd dort eingerichtet werden; Sie kennen Ihn, den angebeteten Gast, den ich dort beherbergen möchte; der Punkt ist einer der schönsten, die zu finden sind, heilig und unnahbar, ein würdiger Tempel für den göttlichen Freund, durch den einzig Heil und wahrer Segen der Welt erblühte. Auch Reminiszenzen aus 'Tannhäuser' (Sängersaal mit Aussicht auf die Burg im Hintergrunde), aus 'Lohengrin' (Burghof, offener Gang, Weg zur Kapelle) werden Sie dort finden; in jeder Beziehung schöner und wohnlicher wird diese Burg werden als das untere Hohenschwangau, das jährlich durch die Prosa meiner Mutter entweiht wird; sie werden sich rächen, die entweihten Götter, und oben weilen bei Uns auf steiler Höh, umweht von Himmelsluft."
"Schöner und wohnlicher als das untere Hohenschwangau"Kronprinz Maximilian II. von Bayern, Ludwigs Vater, hatte das baufällige Schloss Hohenschwangau ab 1832 im "gothischen Styl" restaurieren lassen. Die romantische Gebirgslandschaft prägte den jungen Ludwig, der das Sommerschloss zu einem seiner Lieblingsaufenthalte erkor.
Hohenschwangau war mit Szenen aus mittelalterlichen Legenden und Dichtungen ausgemalt, darunter der vom Schwanenritter Lohengrin. Ludwig identifizierte sich schon in seiner Jugend mit jenem Lohengrin, dem Richard Wagner 1850 eine Romantische Oper gewidmet hatte."Der Punkt ist einer der schönsten, die zu finden sind"Schon Maximilian II. hatte in der Umgebung von Hohenschwangau Wege und Aussichtspunkte anlegen lassen, um die Landschaft genießen zu können. Als Geburtstagsgeschenk für seine bergsteigende Gemahlin Marie ließ er in den 1850er Jahren die eiserne "Marienbrücke" hoch über der Pöllatschlucht errichten.
"Im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen"Auf der "Jugend" lagen die Reste zweier kleiner Burgen: Vorder- und Hinterhohenschwangau. Hier plante Ludwig II. seine "Neue Burg Hohenschwangau" (die Bezeichnung "Neuschwanstein" entstand erst nach dem Tode des Königs). Sie sollte eine bessere Illusion einer idealen mittelalterlichen Burg geben als Hohenschwangau. Entscheidend dabei war die Idee der Vollendung: Der "Wiederaufbau" sollte stilreiner sein und ausgestattet mit allen modernen technischen Errungenschaften.
"Dort einst (in 3 Jahren) zu hausen"Die Erwartungen an einen raschen Baufortschritt wurden nicht erfüllt. Das Projekt war zu umfangreich und die Baustelle auf dem Berg schwierig. Bühnenbildner, Architekten und Kunsthandwerker sorgten für die Umsetzung der präzisen Vorstellungen des Königs. Dessen rücksichtslosen Terminvorgaben waren teilweise nur in verzweifelter Tag- und Nachtarbeit einzuhalten.
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